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1984 reichte der Bergführerverein Lötschental ein erstes Projekt zum Bau einer Hütte in der Ana ein. Der Kanton Wallis lehnte das Baugesuch ab. 1988 reichte der Verein ein zweites Bauprojekt ein. Im Jahr 1991 erteilte der Kanton Wallis die Baubewilligung. Zwischen 1993 und 1995 baute die Genossenschaft Anenhütte die erste Hütte mit 50 Schlafplätzen.

Aus wirtschaftlichen Gründen musste die Hütte am 28. Oktober 2005 öffentlich versteigert werden.
Der Lötschentaler Genossenschaftspräsident Andre Henzen war nicht in der Lage die Anenhütte zu führen und vor dem drohenden Konkurs zu retten.
Der neue Eigentümer, Peter Tscherrig (Bergführer und Ingenieur) investierte im Jahr 2006 nebst umfangreichen Reparatur- und Sanierungsarbeiten in eine neue Solaranlage, in die Wasserversorgung und stattete die Hütte mit Kühlanlagen und Duvets aus.

Die alte Anenhütte wurde am 3. März 2007 von einer Staublawine erfasst und vollständig zerstört.

Grundsatzentscheid
Die Zerstörung der Anenhütte hatte im Lötschental grosse Betroffenheit ausgelöst. Über die Kantonsgrenze hinaus, in der ganzen Schweiz berichteten Radio, Fernsehen und mehr als 40 Zeitungen über die Zerstörung der Anenütte durch eine Staublawine.

Trotz heftiger Interventionen des damaligen Chefredaktors des Walliser Boten Pius Rieder, welcher den Wiederaufbau nicht unterstützte, stand für den Eigentümer Peter Tscherrig jedoch bereits am Tag nach der tragischen Zerstörung fest, dass unter den Vorbehalten einer Bewilligung, die Anenhütte wieder aufgebaut werden soll. Die Beweggründe zu diesem Entscheid sind mannigfaltig und werden ein ewiges Geheimnis bleiben.

Presse

Was für eine Hütte sollte die Anenhütte werden? Dem Bauherrn, Sohn eines Bergführers und in einer SAC-Hütte aufgewachsen, war der Zauber und die Anziehungskraft einer Hütte bestens bekannt. Der Mythos der Berge, die Begeisterung für die einmalig schöne Bergwelt hatte sich für Peter Tscherrig in den letzten Jahrzehnten nicht verändert. Berge und Natur blieben über all die Jahre hinweg anziehend und keine neuzeitliche Errungenschaft konnte diese Faszination ersetzen. Die Bedürfnisse der Menschen, der Naturfreunde miteingeschlossen, haben sich im Laufe der letzten Jahre gewandelt. Die Annehmlichkeit eines sauberen und frischen Betts, eine wohltuende Dusche sowie köstliche Mahlzeiten, zubereitet mit frischen regionalen Produkten gehören zum Wunsch der Gäste von heute. Die neue Anenhütte sollte diesen Ansprüchen gerecht werden und zu einer Hütte mit visioneller Ausstrahlung werden. Abgesehen davon haben sich unsere Vorfahren vor 80 - 100 Jahren beim Bau ihrer Hütten auch nicht mit überholten Technologien begnügt, sondern mit den besten ihnen zur Verfügung stehenden Materialien eine Hütte gebaut und damit dem Zeitgeist entsprochen.

Die Anenhütte steht ausserhalb der Bauzone im BLN-Gebiet und mitten im Unesco-Weltnaturerbe. Dem Bauherrn war klar, dass nur ein Projekt, welches den höchst empfindlichen Ansprüchen der Natur entsprechen konnte, ein Hauch einer Chance haben würde. Die Unterstützung der Dienststelle für Naturgefahren des Kantons Wallis unter Leitung von Herrn Charly Wuilloud war riesengross und beispielhaft. Dank seiner fundierten Fachkompetenz als Experte und Bergführer, sowie Dank der Unterstützung des WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos, konnte das Projekt eines Wiederaufbaus der Anenhütte überhaupt in Angriff genommen werden.
Die Auflagen für den Bau der neuen Anenhütte waren gigantisch und sehr kostenintensiv.

  • Standort der Hütte ( Schutz hinter einem Felsen )
  • Form der Gebäudehülle (Ablenkung der Kräfte, keine Auskragungen)
  • Wahl der Öffnungen (Türen und Fenster)
  • Definition der Druckkräfte (Stahlbeton und Panzerglasscheiben)

 

Presse Vergleich Lawinesicherheit

Die Trümmer der von der Staublawine zerschmetterten Hütte lagen in einem Umkreis von bis zu 2 km im Tal und auf dem Langgletscher verstreut. Die Überbleibsel der Hütte mussten auf mühsamste Art und Weise gesammelt und vor Ort zerlegt und sortiert werden. Eingepackt in Säcke bis maximal 750 kg wurden sie per Helikopter ins Tal verfrachtet und entsorgt. Für den Rückbau der zerstörten Hütte mussten zusätzlich Betonschneidegeräte, Spitzhämmer und Motorsägen auf die Hütte geflogen werden. Die Aufräumarbeiten und die baulichen Vorbereitungen für den Wiederaufbau (Felsabtrag, Aushub) dauerten von April - August 2007.

Unter der Leitung von Peter Tscherrig wurden diverse Projekte studiert. Unter der Berücksichtigung von Sicherheit, Funktionalität, Komfort und Baukosten wurde das Projekt dauernd entwickelt und schlussendlich umgesetzt. Projektierung und Ausführung haben über 2 Jahre in Anspruch genommen und Peter Tscherrig hat für diese Aufgabe alles gegeben.

Parallel zu den Aufräumarbeiten wurde die Projektierung und das Bewilligungsverfahren vom Bauherrn vorangetrieben. Die Gemeinde Blatten, der Lötschentaler Tourismusverein sowie der Lötschertaler Talrat haben das Projekt Anenhütte tatkräftig unterstützt. Eine provisorische Baubewilligung konnte anfangs September 2007 erteilt werden. Am 8. September 2007 wurde der Bau begonnen, mit dem Ziel die Aussenhülle der Anenhütte noch vor Wintereinbruch fertig zu stellen.

Die zerstörte Hütte wurde bis auf die Grundmauern zurückgebaut. Um den erforderlichen Raumbedürfnissen gerecht zu werden, musste zusätzlich Felsen aufwendig gesprengt werden. Die Aussenhülle wurde aus 685 m3 massivem Stahlbeton erstellt. Wenn man bedenkt, dass für einen Kubikmeter Beton, welcher 2400 kg schwer ist, 4 Rotationen mit einem Helikopter notwendig sind, eine beachtliche Leistung. Die Rohbauarbeiten wurden im Herbst 2007 zusätzlich durch Kälte und Schneefall massiv erschwert. Das ehrgeizige Ziel des Bauherrn, die Hütte vor dem Wintereinbruch unter Dach und Fach zu kriegen, war nur dank dem extremen Einsatz der Unternehmer und Baufachleute möglich und dank dem Engagement des Bauherrn, der das gesamte Projekt geleitet hatte und bei den massgebenden Arbeiten vor Ort war und tatkräftigt mit angepackt hatte. Am 20. November 2007 wurde während 7 Stunden mit 4 Hubschraubern der Air Glacier die Dachdecke betoniert. 25 Männer (Bauarbeiter, Piloten, Flughelfer, Koordinatoren und Helfer usw. ) waren notwendig zur Betonierung der Decke. Teils mussten Bauarbeiten bei minus 27 Grad Celsius ausgeführt werden! Anfangs Dezember 2007 erfolgte der Einbau des Unterlagsboden im Obergeschoss. Nur mit dem Einsatz und der Unterstützung von Bauheizungen wurde das Abbinden des Betons überhaupt ermöglicht. Die Rohbauarbeiten konnten am 22. Dezember 2007 abgeschlossen werden und die Hütte war nun soweit vorbereitet, dass im Januar 2008 mit dem Innenausbau begonnen werden konnte. Somit war ein wichtiges Etappenziel planmässig erreicht worden.

Presse

Bevor im Januar 2008 mit dem Innenausbau begonnen werden konnte, musste die Hütte unter miesesten Wetter- und Temperaturverhältnissen vorbereitet werden. Die Bauleute gaben alles und scheuten weder die Kälte noch das Eis. Das ehrgeizige Ziel, die Hütte in der Rekordzeit von nur 1 ½ Jahre nach der Zerstörung wieder zu eröffnen, liess nicht zu, mit den Arbeiten zuzuwarten. Ab Mitte Februar konnte endlich mit den Innenausbauarbeiten begonnen werden. In enger Zusammenarbeit mit den Bauherren Peter und Prisca Tscherrig Schäppi haben die lokalen Unternehmer den Innenausbau wesentlich unterstützt. Für die Perfektion des Innenausbaus haben die Bauherren alles gegeben und sind auch entsprechend stolz auf das Resultat. Viele Details mussten vor Ort diskutiert werden und es brauchte einiges an Ideenvielfalt und Fingerspitzengefühl um der Hütte das Gesicht der kompromisslosen Schlichtheit der Architektur zu geben, das sie heute zeigt.

Einen bedeutenden Einfluss bei der Gestaltung der Innenräume und der funktionellen Abläufe hatte die Ehefrau des Erbauers, Frau Prisca Schäppi Tscherrig. Die heutige Ästethik hat die Anenhütte weitgehend ihr zu verdanken.

Die äusserst kollegiale und angenehme Zusammenarbeit und die Freundschaften, die über die Monate auf der Baustelle der Anenhütte geschlossen wurden, bleiben unvergessen. Alle haben für dieses ehrgeizige und einzigartige Projekt alles gegeben. Allen Beteiligten gehört ein grosses von Herzen kommendes Dankeschön.

Für die neue Hütte wurde eigens ein Wasserkraftwerk gebaut. Hoch oben am Anengletscher wurde eine Wasserfassung und ein Sandfang gebaut. Die Druckleitung von einer Länge von 850m, über eine Höhendifferenz von165m und mit einem Rohrdurchmesser von 200 - 315mm (PE-Rohre) wurde mit über 80m langen im Tal geschweissten Rohrteilen mit dem Helikopter in den vorbereiten Leitungsgraben gesetzt. Die zweistrahlige Peltonturbine mit Generator steht im Turbinenhaus, welches sich 200m neben der Anenhütte vollständig im Hang eingedeckt befindet. Die Wasserkraft deckt die Bedürfnisse der Anenhütte ab und somit können Lichtstrom, Heizung, Warmwasser, Küchengeräte, Schuh- und Kleidertrockner, Sauna usw umweltgerecht und nachhaltig betrieben werden.

Die Peter Tscherrig Anenhütte ist eine Hütte und soll eine Hütte bleiben. Einzigartig in ihrer Architektur, wohlig in ihrer Art, mythisch in ihrem Charakter.

Für den Erbauer Peter Tscherrig war das Projekt "Anenhütte" bauseits eine grosse Herausforderung. Menschlich gesehen die Erfüllung des Bedürfnisses, die Faszination der Natur und Bergwelt in attraktiver Form der heutigen Gesellschaft näher bringen zu dürfen.